Australien 1967: Cassandra (Cassie) Granger ist eine junge moderne Frau, deren größter Wunsch es ist, einen Job als Pilotin beim Royal Flying Doctor Service zu bekommen. Leider wurde schon vor über einem Jahr ihr Ansinnen mit der Begründung abgelehnt, dass sie als Frau nicht stark genug sei, ein Flugzeug so gut unter Kontrolle zu halten wie ein Mann. Aus diesem Grund absolvierte Cassie eine Ausbildung zur Krankenschwester, gibt aber ihren Traum vom Fliegen nicht auf.
Dann gewinnt sie das All-Woman Transcontinental Air Race von San Diego nach Washington D.C. – und trotz, dass sie ein sechstägiges Luftrennen gewonnen hat, wird ihr bei der Preisverleihung vorgehalten, dass sie als Frau für den Job des Piloten ungeeignet ist.
Cassies Rede und ihr Pladoyer, dass man Frauen die Chance geben sollte, als Pilotinnen zu arbeiten hat zur Folge, dass sich der Vorsitzende des Royal Flying Doctor Service bei ihr meldet. Sein Angebot ist jedoch nicht ganz uneigennützig: er bietet Cassie einen Job als Pilotin an und erhofft sich, durch ihren Bekanntheitsgrad mehr Spenden für die Organisation zu erhalten. Cassie willigt ein – solange sie nur fliegen darf. So wird sie die 1. Pilotin in der Geschichte des Royal Flying Doctor Service.
Auf dem Stützpunk in Alice Springs arbeitet sie mit vier weiteren Personen: Kirra, die erste Aborigine, die als Krankenschwester für die Flying Doctors arbeitet und Jeannie, die für den Funkverkehr zuständig ist. Beide Frauen nehmen Cassie ohne Probleme und Vorbehalte in ihre Mitte auf. Das männliche Personal tut sich da schon etwas schwerer mit einer weiblichen Pilotin: Roy, der Pilot, dem die Abneigung gegen Cassie förmlich ins Gesicht geschrieben steht und Dr. Mike Monroe, der nicht ganz so gegen Cassie zu sein scheint, sich aber auch nicht vor Höflichkeit überschlägt.
Dr. Monroe ist felsenfest davon überzeugt, dass Cassie nach spätestens vier Wochen ihre Kündigung einreichen wird. Kann sie sich in dieser Männerdomäne behaupten?
Die Autorin Elizabeth Haran hat diesen Roman in Erinnerung an die Sugar Bird Lady Robin Miller geschrieben, die selbstlos für die Flying Doctors in Australien arbeitete und Polio-Impfstoffe in entfernte Gegenden lieferte.
Es gab schon immer Menschen, die gegen den Strom schwimmen und sich für ihre Wünsche und Ziele stark machen, auch wenn diese der Zeit in der sie leben weit voraus sind. So auch Cassie, die zur damaligen Zeit als Frau in einem Beruf arbeiten wollte, der bisher ausschließlich Männern vorbehalten war. Diesen Frauen verdanken wir, dass wir heute in großen Teilen (leider noch immer nicht überall auf der Welt) selbstbestimmt leben dürfen.
Elizabeth Haran hat mit Cassie eine wundervolle Protagonistin geschaffen; warmherzig, offen, sympathisch und wissbegierig. Dass sie aufgrund ihrer Berufswahl mit Gegenwind rechnen muss, war ihr von Anfang an bewusst und damit kommt sie in den meisten Fällen auch gut klar. Dass sie bei ihren männlichen Kollegen auf Widerstand stößt, hier insbesondere bei Roy, verletzt sie an manchen Tagen dann doch und, dass Dr. Monroe auf den gemeinsamen Flügen vor Angst zittert und sich festkrallt, empfindet sie sogar als Schlag ins Gesicht. Mit ihrer warmherzigen Art und nicht zuletzt mit ihrem Können, gewinnt sie jedoch nach und nach auch die Skeptiker für sich.
Natürlich bleibt auch in dieser Geschichte die Liebe nicht außen vor, aber die Tatsache, dass Cassie niemals aufhören wird zu Fliegen, steht auch hier dem Glück (zuerst einmal) im Weg und die beiden Liebenden müssen zuerst einmal um den jeweils anderen bangen, bis sie dann letztendlich zueinander finden.
Ich liebe Filme/Bücher über Australien und von der TV-Serie „Die fliegenden Ärzte“ die von 1991 bis 1994 im ZDF ausgestrahlt wurde, habe ich keine Folge verpasst, weswegen dieses Buch hier für mich fast schon ein „Muss“ war. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, denn ich habe die Geschichte an einem Nachmittag komplett gelesen.
Elizabeth Haran verfügt über einen sehr schönen Schreibstil (vielen Dank auch an die hervorragende Übersetzung durch Kerstin Ostendorf) und ich werde ganz sicher weitere Bücher der Autorin lesen. Es gibt noch einen 2. Teil der „Fliegenden Ärzte“-Reihe, der jedoch andere Protagonisten beinhaltet. Wahrscheinlich werde ich ihn trotzdem lesen.